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Treffen mit Interessenvertretern zur Vorstellung des Gebäude-Navigators

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Dieser Beitrag ist Teil einer Blogpostreihe mit den folgenden Blogposts:

  1. Ankündigung der Zusammenarbeit mit BVL
  2. Über Erstellung der CSV-Datei mit Gebäudeinformationen und Barrierefreiheit
  3. Analyse des Datenmanagements des Behindertenverband Leipzig e.V.
  4. Treffen mit Interessenvertretern zur Vorstellung des Gebäude-Navigators (Open Data Show-Case)
  5. Universelles Design und Software
  6. Ankündigung der Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig (Teilhabeplan 2018)

Am 06.02.2017 fand im Haus der Demokratie ein Treffen von Interessenvertretern verschiedener Vereine und Unternehmen sowie der Lecos GmbH (vertreten durch Holger Wollschläger) und der Universität Leipzig (vertreten durch Konrad Abicht) im Rahmen der “AG Stadtführer für ein Barrierefreies Leipzig” statt. Das Team vom Wachstumskern LEDS wurde eingeladen, den Gebäude-Navigator vorzustellen, welcher derzeit im Rahmen des Arbeitspaketes ASP-F des Projektes als Show-Case entwickelt wird. Der Fokus des Treffens lag auf der Vorstellung der Funktionen des Navigators und der Einholung von Nutzer-Feedback. Das Treffen wurde genutzt, um einen weiteren Einblick in die Arbeit der Interessenvertreter zu erlangen. Wir hatten bisher nur mit dem Behindertenverband Leipzig e.V. zu tun, weshalb die Sichtweisen und Anregungen der anderen Interessenvertreter von Interesse war.

Kurzvorstellung der Teilnehmer

Die Teilnehmer des Treffens entstammen den folgenden Leipziger Vereinen und Unternehmen:

Treffen der Interessenvertreter und deren Austausch über eine mögliche barrierefreie Gestaltung Leipzigs finden regelmäßig statt. Diese Treffen binden jeweils unterschiedliche Sichtweisen teilnehmender Akteure ein und ermöglichen somit eine umfassende und ganzheitliche Sichtweise auf die Belange von Menschen mit einer Behinderung.

Thema des aktuellen Treffens: Der Gebäude-Navigator

Das Treffen diente vordergründig der Vorstellung des Gebäude-Navigators. Es handelt sich dabei um eine Web-Anwendung, die dem Nutzer das schnelle und einfache Auffinden von Leipziger barrierefreien Gebäuden erlaubt.

Die aktuelle Version des Prototypen findet man hier (Demo-Version).

Auswahl von Gebäuden

Die Auswahl und Suche von Gebäuden findet mithilfe einer Volltext-Suche sowie dem Einsatz von Filtern statt. Über die Filter kann der Nutzer die an die zu findenden Gebäude gestellten Mindestansprüche auswählen. So kann beispielsweise angeben werden, dass Gebäude eine Toilette haben müssen, die vollständig mit einem Rollstuhl befahr- und nutzbar ist. Manche Filter sind abgestuft und erlauben die Angabe von Mindestwerten.

Abstufung am Beispiel der Toiletten:

  1. keinen Filter verwenden oder
  2. Toilette vorhanden oder
  3. Toilette ist rollstuhlgerecht

Wählt man einen Wert aus, dann werden verschärfte Anforderungen ebenfalls beachtet. An unserem Beispiel werden also bei der Auswahl “2.Toilette vorhanden” auch Gebäude angezeigt, die zusätzlich die Bedingung “3. Toilette ist rollstuhlgerecht” erfüllen. Dadurch werden Suchanfragen ermöglicht, die auch Gebäude mit einer größeren Schnittmenge an passenden Eigenschaften einschließen.

Screenshot

Der folgende Screenshot zeigt die aktuelle Version des Gebäude-Navigators:

Kritik und Problemfelder

Im Vorfeld des Treffens wurde der Gebäude-Navigator bereits von einigen Teilnehmern ausprobiert. Während des Treffens konnte die Demoversion an bereitgestellten Tablets von interessierten Teilnehmern ausprobiert werden.

Folgende Problemfelder wurden durch das Testen der Demoversion identifiziert:

  1. Die Unterstützung für Screenreader ist zu verbessern. Konkret ist die Unterstützung für Smartphone-Betriebssysteme wie iOS und Android gemeint, damit gewohnte Hilfsfunktionen (z.B. Text-to-Speech) wiederverwendet werden können.
  2. Vorlese-Programme lesen nicht nur Texte, sondern auch Informationen über den Zustand der HTML-Elemente vor und führen somit zur Irritation der Nutzer.
  3. Die Teilnehmer stuften die Bedienbarkeit als zu kompliziert ein und baten um die Reduktion der Komplexität der Benutzereingaben.
  4. Die Volltextsuche irritierte manche Teilnehmer dahingehend, da die Ergebnisliste auch Gebäude mit einem Suchbegriff im Namen inkludierte. Beispielsweise werden auf Suchanfragen für “Oper” auch Gebäude wie “Kopernikus - Apotheke” oder “Operatives Zentrum - Universitätsklinikum Leipzig AöR” angeboten, die jedoch nichts mit der Oper Leipzig zu tun haben.

Der offene und konstruktive Dialog mit den (potentiellen) Nutzern konnte anfängliche Fehler und Unklarheiten aufdecken. Durch deren Beseitigung kann die Software optimiert und die Benutzerfreundlichkeit verbessert werden.

Bei der Beobachtung, wie Teilnehmer die Software bedienten, zeigte sich (wieder einmal), dass während der Entwicklung nicht alle Eventualitäten absehbar sind. So nutzte beispielsweise eine blinde Teilnehmerin ausschließlich Tasten und Sprachausgabe zur Bedienung der Software. Jedoch waren die verwendeten Texte teilweise zu lang. Weiterhin war die Struktur der Bedienung nicht intuitiv.

Der Gebäude-Navigator als Show Case

Der Gebäude-Navigator wurde im Rahmen von LEDS zusammen mit dem Behindertenverband Leipzig e.V. (BVL) entwickelt, um das abstrakte Konzept Open Data greifbarer und verständlicher zu machen.

Das Ziel von Open Data ist es, Datensätze in lesbarer und möglichst frei verwendbarer Form zu publizieren. Es wird dazu eingeladen, die veröffentlichten Daten weiterzuverwenden. In einem vorherigen Blogpost haben wir bereits erläutert, welchen Stellenwert Offene Daten und gute Informationen besonders für Menschen mit Behinderung bei der Planung und Bewältigung ihres Alltags haben. Offene Daten können daneben auch der Öffentlichen Verwaltung durch Arbeitsreduktion oder Zeitersparnis dienlich sein.

Während unserer Arbeit sahen wir uns immer wieder mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Was geschieht nach der Datenerhebung mit den Daten?
  • Welchen Mehrwert generiert der betriebene Aufwand mit Open Data?
  • Wie genau wird Open Data umgesetzt?
  • Wer benutzt unter welchen Bedingungen Daten zu welchem Zweck?
  • Gehören die veröffentlichten Daten überhaupt (noch) mir?

Unserer Meinung nach fehlte es bisher an Anwendungsfällen, die eine Nutzbarkeit von (Offenen) Daten illustrieren. Genau hier setzt der Show Case “Gebäude-Navigator” an. Am Anfang steht der BVL-Datensatz (Arbeitsverzeichnis auf Github) in aufbereiteter Form. Er wird vom BVL federführend kuratiert und im Rahmen des LEDS-Arbeitspaketes ASP-F von uns verfeinert und aufbereitet. Der Datensatz wird im Sinne von Open Data unter einer freien Lizenz publiziert und erlaubt dessen vielfältige Verwendung. Der Gebäude-Navigator wiederum nutzt diese Daten und ermöglicht deren Durchsuchen, um problemlos weiterführende Informationen zu erhalten. Aufgrund dieser Vereinfachung der Nutzung der Daten könnte weitaus mehr Nutzer auch dazu angeregt werden, Feedback zu den Daten an den BVL zu senden.

Neben der Verwendung im LEDS-Projekt wurde der Gebäude-Navigator auch im Hinblick darauf entwickelt, vom BVL in der Praxis eingesetzt zu werden. Die Software sowie die zugrundeliegende Projektpolitik fördern ebenfalls die Verwendung der JavaScript-Applikation auf beliebigen Webseiten (unter Beachtung der GPL 3 Lizenz). So könnte der Gebäude-Navigator auch für Unternehmen interessant sein, die Rundfahrten per Bus anbieten oder für Vereine, die bei der Erkundung der Stadt Leipzig helfen möchten.

Transparente Weiterentwicklung

Der Gebäude-Navigator selbst befindet sich aktuell im Prototyp-Stadium und wird aktiv auf Grundlage der erlangten Anwendungserfahrungen der Nutzer weiterentwickelt. Die Entwicklung findet transparent auf GitHub (Link) statt. Beiträge und Meinungen dazu (z.B. Fehlerreports, Anregungen und Kritik) sind erwünscht! Interessenten sind hiermit herzlich eingeladen, eigene Beiträge zum Thema einzureichen.

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